Die Flucht ohne Ende

von Joseph Roth in einer Fassung von Felix Hafner | Uraufführung

Landestheater Niederösterreich, Premiere: Premiere 20. Jänner 2018 | Theaterwerkstatt

Joseph Roth erzählt in seinem Roman vom Untergang des Vielvölkerstaates der Habsburgermonarchie und zeichnet dabei das Bild eines zerklüfteten Europas.

Inhalt

Es sind die Heimatlosen und Versprengten des Ersten Weltkrieges, die in Joseph Roths Romanen im Mittelpunkt stehen. „Die Flucht ohne Ende“ erzählt von der abenteuerlichen Odyssee des ehemaligen österreichischen Oberstleutnants Franz Tunda quer durch Europa. Tunda war in russische Kriegsgefangenschaft geraten und konnte fliehen. Doch nach dem verlustreichen Ende des Krieges ist sein Traum von einer beruflichen Karriere und der Heirat mit der Fabrikantentochter Irene zerstört. „Jetzt aber war Franz Tunda ein junger Mann ohne Namen, ohne Bedeutung, ohne Rang, ohne Titel, ohne Geld und ohne Beruf, heimatlos und rechtlos.“ Auf dem Weg nach Wien wird er von einer bolschewistischen Truppe überfallen, er schließt sich den Revolutionären an und verliebt sich in die Anführerin Natascha. Auf Propagandareise im Kaukasus lernt er die stille Alja kennen und heiratet sie. Jahre später begegnet er in Moskau einer Pariserin, die die Hoffnung, auf ein anderes Leben in ihm erweckt. Eines Frühlingstages kehrt er nach Wien zurück. Doch hier ist er längst ein Fremder …

Der große österreichische Schriftsteller und Journalist Joseph Roth erzählt in seinem 1927 entstandenen Roman „Die Flucht ohne Ende“ vom Untergang des Vielvölkerstaates der Habsburgermonarchie und zeichnet dabei das Bild eines zerklüfteten Europas. Einige Parallelen zum Leben von Joseph Roth, allen voran die die ostjüdische Herkunft und die Heimatlosigkeit nach Kriegsende, kennzeichnen den Roman, den Joseph Roth aus der Perspektive eines Erzähler namens Joseph Roth schreibt. Seine Geschichte eines Mannes, der keinen Halt mehr findet, weder im Osten noch im Westen, und sich am Ende so überflüssig fühlt, „wie niemand in der Welt“, bringt der junge Regisseur und Nestroy-Preisträger Felix Hafner auf die Bühne.

... wenn ein sehr talentierter Regisseur wie Felix Hafner am Werk ist. Denn Hafner gelingt die sprichwörtliche Quadratur des Kreises: Ein eine kompakte, klare Umsetzung, bei der man trotz aller Kürzungen nichts Wesentliches vermisst. Es ist der große Verdienst Hafners und seiner vier exzellenten Darsteller, dass all dies anhand weniger Requisiten erfahrbar wird. Vor allem aber: Hafner lamentiert nicht über den Untergang der Habsburgermonarchie; er holt diese Flucht, dieses Entwurzelt-Sein in die Gegenwart, ins heutige Europa.

    Kurier

    Der Regie-Nachwuchs-Nestroypreisträger 2017 hat eine flotte Theater-Fassung erstellt, die in eineinhalb Stunden von Russland, nach Österreich, Deutschland und Paris galoppiert, Länder die Franz Tunda auf seiner Suche nach Zugehörigkeit durchstreift. Das funktioniert über weite Strecken gut. Läuterung erfährt der Protagonist keine mehr und das ist gut so, denn Joseph Roths Text als Kleinod der Erinnerungskultur zum Zerfall des Habsburgerreichs und dem Ende des Ersten Weltkriegs braucht keine Beschönigung.

      nachtkritik.de

      Inszenierung

      Felix Hafner

      Bühne & Kostüm

      Camilla Hägebarth

      Musik

      Bernhard Eder

      Dramaturgie

      Julia Engelmayer

      Regieassistenz

      Victoria Halper

      Mit

      Tobias Artner,
      Josephine Bloéb,
      Stanislaus Dick,
      Michael Scherff