Ein volksliederabend in addis abeba

von Felix hafner & Ensemble

Steirischer Herbst, Uraufführung am 13.10.2024

1925 ging einer Gruppe Grazer Studenten in Äthiopien das Geld aus. Ihre Weiterreise finanzierten sie mit einem steirischen Lieder- und Tanzabend. Felix Hafners Performance greift diese absurde Situation auf und erkundet das Verhältnis von Volkskultur und Internationalität, Authentizität und Selbstexotisierung.

Inhalt

In das eher konservative Graz drang die Moderne nur langsam vor. Doch es gab junge Kunststudierende, die über den steirischen Tellerrand hinausblickten und weit reisten. Einige von ihnen – darunter auch der später berühmte Architekt Herbert Eichholzer – machten sich 1925 nach Abessinien und in andere Teile Afrikas auf. Als die Reise länger und komplizierter wurde als geplant, gingen ihnen die Mittel aus.

Aus der Not heraus entstand eine unerwartete künstlerische Vorführung: Um Geld zu sammeln, organisierte die Gruppe einen Volksliederabend in der Österreichischen Botschaft in Addis Abeba. Inmitten internationaler Diplomat:innen und vermutlich hochrangiger äthiopischer Bediensteter boten sie steirische Lieder und Tänze dar. Der Plan ging auf und ermöglichte es ihnen, ihre Reise fortzusetzen. Einige kämpften später im Spanischen Bürgerkrieg oder gegen die Nazis.

Basierend auf Reiseberichten von Eichholzer und anderen erschaffen Felix Hafner und sein Ensemble eine Performance, die das absurde Potenzial dieses Abends aufgreift. Sie erkunden die Spannung zwischen Volkskultur und Internationalität, Authentizität und Selbstexotisierung und ziehen einen Bogen zur politischen Realität von heute.

Mit besonderem Dank an Heimo Halbrainer und Volkstanzgruppe Stainz

In Auftrag gegeben und produziert von steirischer herbst ʼ24
In Kooperation mit Kunsthaus Graz

Als das erzählt ist, greift Regisseur Felix Hafner in die Trickkiste und erfindet fröhlich das eine oder andere dazu. So wird etwa eine gewagte Rutsche in die Gegenwart gelegt und das „Aufsteirern“ auf die Bühne geholt. Es werden Bretteljause und Schnaps serviert. Man studiert mit Freiwilligen aus dem Publikum einen Volkstanz ein. So steirisch war der herbst wahrscheinlich noch nie.

    haubentaucher.at

    In Wahrheit hat schon Georg Klüver-Pfandtners Extremtrachtenkostümbild – Lederhose und -janker, Dirndl und Filzumhang, Steirerhut und Fellstiefel – beim ersten Anblick alles über Volkstümlichkeit gesagt, was es zu sagen gab.

      nachtkritik.de

      Das Ensemble gibt dem ganzen eine unheimliche Kraft, und man spürt als Zuseher, dass jeder sich auch persönlich in das Thema einbringt. Vielleicht versucht man sich in dieser improvisierten Art dem zu nähern, was 1925 in Addis Abeba abging.

        kuma.at

        Regie

        Felix Hafner

        Musikalische Leitung

        Helene Griesslehner

        Raum und Kostüme

        Georg Klüver-Pfandnter

        Dramaturgie

        Lukas Michelitsch, Gábor Thury

        Mit

        Tim Habe, Mareike Kremsner, Juliane Linner, Clemens Nussgraber, Roswitha Ranz, Ipek Yüksek