Herkunft

nach dem Roman von Saša Stanišić
in einer Fassung von Felix Hafner

Münchner Volkstheater, Premiere: 22. Oktober 2020
eingeladen zu den 38. Bayerischen Theatertagen 2022
Gastspiele in Bamberg, Meran, Schlanders, Brixen, Gütersloh

Das langsame Verschwinden der Großmutter zieht Saša Stanišić zurück nach Oskoruša, und es lässt ihn seine Erinnerungen immer wieder neu schreiben, fortspinnen und umdichten, um das Konstrukt Herkunft aus den Angeln zu heben.

Inhalt

„Woher kommst du?“ „Komplexe Frage! Zuerst muss geklärt werden, worauf das Woher zielt. Auf die geografische Lage des Hügels, auf dem der Kreißsaal sich befand? Auf die Landesgrenzen des Staates zum Zeitpunkt der letzten Wehe? Gene, Ahnen, Dialekt? Wie man es dreht, Herkunft bleibt doch ein Konstrukt!“ Saša Stanišić meidet in seinem literarischen „Selbstporträt mit Ahnen“ vereinfachende Antworten, selbst dann, wenn auf fast jedem Grabstein um ihn herum sein Nachname steht, wie auf dem Friedhof des kleinen Bergdorfs Oskoruša östlich von Višegrad. Er erinnert sich an einen Ausflug dorthin mit seiner mittlerweile dementen Großmutter Kristina. Während sie ihre Erinnerungen verliert, archiviert er seine.

 

Geboren wird er in einem Land, das es nicht mehr gibt – der Sozialistischen Föderativen Republik Jugoslawien. Nach deren Zerfall flieht er mit seinen Eltern nach Deutschland. Als neugieriger Teenager lernt er das Land und seine Sprache kennen und verbringt seine Freizeit an der ARAL-Tankstelle mit anderen, die ebenfalls mehrere Heimaten haben. Der erwachsene Stanišić schreibt Romane und 2019 mit „Herkunft“, das mit dem Deutschen Buchpreis ausgezeichnet wurde, ein Hybrid aus autobiografischer Erzählung und Meta-Roman. Das langsame Verschwinden der Großmutter zieht ihn zurück nach Oskoruša, und es lässt ihn seine Erinnerungen immer wieder neu schreiben, fortspinnen und umdichten, um den Wörtern auf den Grund zu gehen und das Konstrukt Herkunft aus den Angeln zu heben.

Es fehlt nichts. Zumindest fühlt es sich so an, als ob nichts fehle. Das ist die vielleicht beachtlichste Leistung an dem ohnehin beachtlichen Abend, den Felix Hafner mit "Herkunft" am Volkstheater inszeniert hat.

    Süddeutsche Zeitung

    Hafner lässt sein Ensemble einen Würfel werfen. Und je nach Augenzahl eines von sechs möglichen Schlüssen spielen. Wo man geboren wird, wo einen das Leben hinführt, ist ja tatsächlich eine Gegebenheit, ein Schicksalsspiel. Wenn man dann auf dem Weg eine Gruppe findet, mit der es sich hervorragend gemeinsam spielen lässt, entsteht sogar manchmal so etwas wie Glück.

      Abendzeitung

      Regie

      Felix Hafner

      Bühne & Kostüm

      Camilla Hägebarth

      Musik

      Clemens Wenger

      Choreografie

      Blenard Azizaj

      Assistenz

      Jenny von Reiche

      Dramaturgie

      Bastian Boß

      Mit

      Jakob Immervoll,
      Jan Meeno Jürgens,
      Jonathan Müller,
      Pola Jane O´Mara,
      Nina Steils,
      Anne Stein